Müll und Abfall

Abfall heißen die Abgänge bei allerlei Fabriks- und Gewerbetätigkeiten insbesondere wenn sie sonst noch zubenutzen sind.“ (Meyers Großes Conversationslexikon für die gebildeten Stände von 1840)

 

Mulli“ ist ein Wort aus dem 11./12. Jh., es bezeichnet Abfall, Kehricht und Unrat. Erst gegen Ende des 19. Jh. taucht in Grimms Wörterbuch von 1885 der Begriff Müll auf. Er wird als Staub zerfallende Erde und Unrat umschrieben. Im Vordergrund steht der Aspekt der großen Menge, Unverwertbarkeit des Materials und das Problem der Beseitigung.

 

Abfälle im Sinne dieses Gesetzes sind alle beweglichen Sachen … deren sich ihr Besitzer entledigt, entledigen will. oder entledigen muss. Abfälle zur Verwertung sind Abfälle, die verwertet werden, Abfälle, die nicht verwertet werden, sind Abfälle zur Beseitigung.“ (Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz §3(1)

 

„Müll entsteht erst dadurch, dass verschiedene Abfälle zusammengeworfen werden und dann wegen ihrer gegenseitigen Verschmutzung nur noch schwer verwertbar sind.“ (wikipedia)

Legionärsbriefe aus Großbritannien

Archäologische Ausgrabungsstätten sind eine hervorragende Möglichkeit, die Lebensweise der Menschen vergangener Kulturen zu rekonstruieren. Ein interessantes und gutes Beispiel sind die Ausgrabungen in „Vindolanda“ in Großbritannien. Die ersten Grabungen fanden schon in den 30-er Jahren statt. Das britische Klima erlaubt den Archäologen nur in den Sommer-Monaten zu arbeiten.

 

Fundstücke: Überreste von 3000 Sandalen römischer Offiziere und Soldaten, Handwerkszeug des Schumachers: Ahle, Nadel, Messer. Fragmente von Brettspielen und Würfel. Antike chirurgische Instrumente: Sonde, Pinzette, Klinge zum Amputieren von Gliedmaßen, keramische Fläschchen für Narkosemittel.

 

Sensationell ist das Entdecken von hauchdünnen unzähligen Holztäfelchen. Mit Fingerspitzengefühl wurden sie sorgfältig vom Schlamm befreit. Durch den Kontakt der Täfelchen mit Sauerstoff verschwand plötzlich der mit Tinte geschriebene Text.

Experten für antike Schriften gelang es den Text durch Infrarotfotografie wieder sichtbar herzustellen. Auf den Täfelchen tauchen die Geschichten von 600 Römern auf, die so wieder lebendig werden. Im Gegensatz zu den „ Barbaren“ konnten Römer lesen und schreiben. Das römische Reich besaß ein Netz von 80000km gepflasterter Straßen. Die Post erreichte alle Provinzen, Städte und militärischen Garnisonen. Zum Beispiel:

  • Der Arzt Markus schreibt in einem der Briefe er benötigt Alkohol und Opium für Operationen.
  • Legionär Messikus bittet in einem der Briefe um Urlaub.
  • Ein Offizier fordert für seine Männer 6 x anständige Kleidung.
  • Dem Betreiber des Badehauses soll Bier geschickt werden.
  • In kindlicher Schrift sind Verse aus Vergils Heldenepos „ Aeneis“ geschrieben.
  • Die Ehefrau des Kommandanten Claudia Sever Lepitzia möchte Schuhe aus Gallien.

Durch die Briefe erfahren wir auch,dass Roms Soldaten nur 1-3 mal Sold im Jahr erhielten. Weinpanscher und andere Betrüger wurden mit einem Stock aus Rebenholz ausgepeitscht. (Soldaten, Zivilisten, Händler) Einheimische wurden schlimmer bestraft, sie enthauptete man bei Rebellion. Schädelfund eines Mannes. Nach dem Tod von Kaiser Trajan kam es an den Grenzen Roms zu schweren Rebellionen. Vor allem die Kaledonier( Schotten), die zuvor in Schlachten gegen die Legionen Roms unterlegen waren und sich in die Wälder Britanniens zurückzogen, rebellierten. 400 nach Chr. kam der Befehl aus Rom das Fort in Vindolanda aufzulösen. Beim Abzug wurden Schreibtafeln ins Feuer geworfen. Durch das launische englische Wetter mit viel Regen, der die Feuer erstickte, wurden die Täfelchen erhalten. Torfreiche, sauerstoffarme Erde konservierte sie.

Der nachfolgende Kaiser Hadrian errichtete zum Schutz des Römischen Reiches einen Wall, 3 m dick, 5 – 6m hoch und 120km lang in Form von Erdwällen und Gräben. Er verlief von der Irischen See im Westen bis zur Ostsee.

Fundsache Martin Luther (1483- 1546)

Hier stehe ich und kann nicht anders! Gott helfe mir Amen! (Legende)

 

2003 wurde zufällig bei Straßenarbeiten in der Nähe von Luthers Elternhaus eine 500 Jahre alte Abfallgrube entdeckt. Der hinzugezogene Archäologe Björn Schlenker begann mit seiner Arbeit. Archäologische Ausgrabungen sind eine hervorragende Möglichkeit, die Lebensart der Menschen vergangener Jahrhunderte zu rekonstruieren. Im Herbst 2003 führte das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie am Mansfelder Elternhaus von Luther eine Ausgrabung durch. Luther verbrachte seine ersten 14 Jahre mit Eltern und Geschwistern dort. Die Fundstücke lagen inmitten von Holzasche trocken in Lehmboden. Ergebnis der Grabungen in Mansfeld und Wittenberg sind hunderte von Gegenständen, zum Beispiel:

  • Buntmetallbeschläge einer reich verzierten Tracht
  • hochwertiges Geschirr, Gläser, verzierte Messer
  • Ofenkacheln
  • Spielzeug: Murmeln, Rasseln, Flöten Schellen
  • Kochtöpfe

Unzählige Tierknochen von:

  • Schafen, Ziegen, Rindern und Kälbern.
  • Hausgeflügel: Gänse und Hühner.
  • Skeletteile von Wildgeflügel bis zu Singvogelknöchelchen.

Entgegen Luthers eigener Aussage: „Ich bin der Sohn eines armen Häuers. Meine Mutter hat all ihr Holz auf dem Rücken eingetragen“, ergeben die Funde ein anderes Bild der Verhältnisse im Hause Luther. Gezielte Nachforschungen in Archiven, das Sichten von zeitgenössischen Dokumenten und die Funde ergeben neue Erkenntnisse. Alles deutet auf einen gutbürgerlichen Haushalt hin, kombiniert mit bäuerlicher Selbstversorgung. An den Grabungen teilnehmende Bauforscher entdeckten, Luthers Eltern bewohnten kein einzelnes Haus, sondern ein Gehöft mit Wohngebäuden, Stallungen und Lagerhaus.

 

Die reichlichen Funde sind auch dadurch zu erklären, dass, Anfang des 16. Jahrhunderts in Europa die Pest wütete: „Die Leute warfen aus Angst vor Ansteckung komplette Wohnungseinrichtungen aus dem Fenster in die Müllgrube.“ (Harald Meller, Direktor des Landesmuseums für Vorgeschichte)

1505 starben 2 Brüder von Martin Luther an der Pest. Die Funde belegen auch, der kleine Martin und seine Geschwister bekamen abwechslungsreiche, wohlschmeckende Mahlzeiten. Die Vorliebe für gutes Essen behielt er später auch im eigenen Haushalt bei. Sein Freund und Hausapotheker Lucas Cranach d Ä. mixte ihm des Öfteren Rezepturen gegen Verdauungs-Probleme. Gefundene Glasfläschchen (Nönnchen) für flüssige Arzneien belegen dies.

 

Festmahl um 1500 im Hause des Stadtschreibers Ambrosius Dietherich:

  • Erdbeeren mit Zucker
  • junge Hühner
  • Hammelfleisch gedämpft mit Rosinen, Zibeben und Muskat
  • gesottenes Schaffleisch mit süßem Topfen
  • gebratene Hühner
  • gebratene Hammelkeule
  • eine halbe Gans in Sauce, Käse und Kirschen

„Diese Speisenfolge umfasst ähnliche Speisen, wie sie auch im Elternhaus Luthers nachweislich gegessen wurden.“ (Alexandra Dapper)

 

Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute ein Apfelbäumchen pflanzen!

Tetra Pak

1943 von Chemiker Eric Wallenberg, Ingenieur Harry Järund und dem Verkaufsleiter entwickelt und auf Erfolgskurs gebracht.

1951 neue Verpackung für Milch kommt auf den Markt,der Name stammt von Tetraeder-Form. Tetrapacks gab es für Milch, Fruchtsäfte in Form eines kompakten Quaders.

1998 Tetra Brik Verpackung in Form eines Ziegelsteines mit im Karton integrierter Öffnung aus PE Granulat, mit den Bezeichnungen: „Re Cap“, „Simply Pull“ und „Simply Twist“.

Tetra Pack bietet außerdem unter der Bezeichnung „Tetra Top“ Schraubverschlüsse an, bei denen die gesammte Verpackungsoberseite aus Polyethylen besteht.

Seit 1973 betreibt Tetra Pack Deutschland ein eigenes Forschungslabor für Lebensmittelchemie.

2002 ungefähr weitweit 98 Milliarden Verpackungen. Änderungen an der Verpackungen: Bei Einführung wurden gefaltete Laschen verwendet, die hochgeklappt werden mußten um eine Ecke ab zu schneiden. Bei rechteckigen Kartons heißt es Giebelfaltung. Seit einigen Jahren gibt es wiederverschließbare Ausgüsse bzw. Drehverschlüsse. Zur optimalen Transportierung gesammelte Getränkekartons zusammenlegen oder flach treten. Über Wertstoffhöfe gelangt die Verpackung zu den Recycling Betrieben.

  • Kartons zerkleinert
  •  Im Wasserbad gewaschen und aufgeweicht
  •  Papierfasern quellen auf
  •  Fasern werden von Kunststoff Aluminium getrennt
  •  Papierfasern für Wellpappen wider genutzt
  •  Übrig bleiben Teilchen aus Kunststoff und Aluminium. Dieses wird für die Zementherstellung genutzt (Bauxit wird als Rohstoff geschont )
  •  Kunststoffanteil wird Energieträger

Drahtbügel-Flaschen

Wenn man Gesellschaft wollte, trank man sein Bier frisch gezapft in den zahlreichen Gastwirtschaften. Für den heimischen Durst wurde in Tonkrügen und Kannen abgefüllt. Als immer mehr Männer ihr Bier zu Hause trinken wollten, begannen die Brauer und Gastwirte das Bier in Glasflaschen abzufüllen.

Im Jahre 1875 erfand der Berliner Carl Dietrich den Bügelverschluss. Er war ein in der Mitte durchbohrter Stopfen aus Zinnguss, den ein rundes Stück Gummi zur Abdichtung umgab. Ein Drahtbügel sorgte für festen Halt am Flaschenhals. Der Stopfen aus Zinn wurde bald durch einen aus Porzellan ersetzt.

Bald darauf hatten Brauer und Gastwirte ein Problem. Die Flaschen mit dem praktischen Verschluss gaben nur wenige zurück. Erst das 1911 eingeführte Pfandrecht brachte die Rückgabe.

Der US- Amerikaner William Painter meldete im Jahre 1892 ein Patent für Kronkorken an. Erst Anfang der 70er Jahre setzte sich in Deutschland der Kronkorken durch. Die Bügelflasche verschwand vom Markt.

Die klassische Flasche mit Bügelverschluss erlebt heute eine Renaissance (Wiedergeburt).

 „Und das ist gut so – denn Tradition ist Heimat und Heimat ist Tradition.

Bier braucht Heimat„ (von Jörg Theimer, Gießener Zeitung)

Sehr zum Wohle!
Sehr zum Wohle!

Altstofferfassung und Stoffliche Wiederverwertung zu DDR-Zeiten

Materialmangel in den 1950er und 1960er Jahren in der neugegründeten DDR war Alltag. Gründe waren die unmittelbaren Kriegsfolgen und die Auswirkungen des Kalten Krieges. Die DDR war maßgeblich von den Rohstofflieferungen der Sowjetunion abhängig.

Die staatliche Organisation der Abfallwirtschaft wurde somit wirtschaftspolitisch zu einer wichtigen Aufgabe. Sammelaktionen wurden von den gesellschaftlichen Massenorganisationen getragen. Die Bedeutung von Altstoffen und Abfällen als Rohstoffe für die Industrie der DDR machten regelmäßig groß angelegte Werbeaktionen deutlich. Gesammelt und verwertet wurden: Knochen, Papier, Glas, Textilien und Schrott. Ökonomische Anreize sollten die Sammelleidenschaft verstärken. Als Beispiel: Mai 1951 wurde eine Verordnung der Regierung über die Gewährung von Prämien für die Ablieferung von nichtmetallischen Stoffen erlassen. Das Ministerium für Leichtindustrie ist 1954 der Initiator für die Rumpelmännchenlotterie. Sammelergebnis dieser Aktion im Juli 1955 für Berlin: ca. 3000 t Stahlschrott, 300 t Buntmetallschrott und 990 t nichtmetallische Altstoffe.

Strukturen der Erfassungssysteme ab 1950 bis 1970:

1. Volkseigene Handelszentrale Schrott (VHZ Schrott)

2. Vereinigung Volkseigener Betriebe Rohstoffreserven (VVB Rohstoffreserven)

3. VEAB Tierische Rohstoffe

4. Müllabfuhr

5. Schweinemästereien

Erst ab 1959 gibt es einheitliche Rahmenbedingungen durch eine Schrott und – Altstoffanordnung (GBL. 1, Nr. 13, 9.3.1959) Die Anordnung benennt verschiedene Arten von Altstoffen: Altpapier, Rücklaufgläser und -Flaschen, Alttextilien, Sammelknochen, Gelatineknochen, Leimleder, Altkautschuk, Altgummi, Glasbruch, Altkorken. Bei Kunststoffabfällen gab es eine Sonderregelung. Eine systematische Verwertung gab es zum damaligen Zeitpunkt dafür noch nicht. Die Problematik der Plastikabfälle in dem Ausmaße wie wir sie heute kennen, war damals allerdings nicht vorhanden.

 

1970 LANDESKULTURGESETZ (erste umfassende Umweltgesetzgebung der DDR)

1970 Ausbau des Annahmestellennetzes für Altstoffe

1972 Sekundärrohstoffwirtschaft organisatorisch neu strukturiert

1980 Kombinat Sekundärrohstofferfassung (SERO) aus 16 Betrieben gebildet

1988 16 000 Erfassungs- und Ankaufstellen , 50 000 Wertstoffcontainer in 7563 Städten und Gemeinden. Sortenrein wurde der Haushaltsmüll für die Weiterverwertung sortiert. SERO war auch für die Aufbereitung und Verteilung zuständig. Mülldeponien und Umwelt wurden entlastet. Es gab Altstoffsammlungen der Jungen Pioniere, der Freien Deutschen Jugend und des Demokratischen Frauenbundes. Privates Sammeln verhalf Kindern z.B. zu einem höheren Taschengeld.

Als Beispiel: 1988 wurden 7,156 Mio. t Altpapier und 1,445 Mio. t Alttextilien gesammelt und wiederverwertet.

1974 schließt die DDR mit der BRD ein Abkommen, um westdeutschen Müll auf dem Gebiet der DDR zu deponieren. Im Grenzgebiet wurde dafür die Bauschuttdeponie Schönberg eingerichtet. Mit 100 000 t Jahreskapazität. Später entwickelte sich das Ganze zu einer Sondermülldeponie von 1.000.000 t pro Jahr. Sondermüll war noch devisenträchtiger.

 

„Die umweltbewusst agierende BRD nutzte ohne Skrupel die finanzielle Notlage der DDR, um ihren Sondermüll unkontrolliert und uneingeschränkt zum Schaden für Mensch und Umwelt nach Schönberg zu entsorgen.“ (Dr. Christel Panzig)

Flachpressplatte (Spanplatte)

Entwicklung: 1930 erfunden von Max Himmelheber, Überlegung war damals schon die Verwertung des Rohstofflieferers „Baum“ zu steigern. 1930 betrug er gerademal 40%, heute rund 80%. Die Grundlagen für die NOVOPAN- Spanplatte wurde Ende der 30er systematisch von Fred Fahrni (ETH) Zürich erarbeitet. Seit Himmelheber hat sich wenig an der Grundidee verändert.Für Spanplatten werden neben Klebstoff hauptsächlich Holzspäne, Sägemehl und Äste verwendet.

Auf Anforderung von IKEA und den Umweltvorschriften Kaliforniens (CARB) wurde die Entwicklung vom E 2 Leim zum E 1 Leim, (heute Standard) bis zu den E 1- Halbe Leimen voran getrieben. Hauptabnehmer von Spanplatten sind Möbelindustrie (50%) und Bauindustrie (Innenausbau). Im Möbelbau werden Spanplatten für Rückwände von Schränken oder Polstermöbel und Einlegeböden von Möbeln verwendet.

 

Vorteile:

  • Große Produktbandbreite
  • vielseitig einsetzbar
  • Verwertung von Abfall (Holzresten)

Nachteile:

  • Vollholz hat mehr Stabilität
  • keine natürliche Holzoberfläche
  • es können Giftstoffe (Formaldehyde) freigesetzt werden

Die Spanplattenindustrie nutzt ¾ der anfallenden Sägespäne aus Sägewerken und hat heute ernst zunehmende Konkurrenz bekommen, da die Produktion von Holzpellets als Brennstoff zunimmt. Deutschland ist der größte Hersteller von Holzwerkstoffen in Europa.Die Spanplattenherstellung ist dabei von großer Bedeutung in der deutschen Holzwerkstoffindustrie. 2008 wurden 7,5 Mio. m2 Spanplatten produziert.